Terra Nullius in Basel

Projektraum Bollag präsentiert: Al-harafish cuadernos artísticos #32 Terra Nullius



Danke an Emanuel Tschumi, Nathalie Matter, Pia Gisler und alle Beteiligten, welche die Realisierung dieses limitierten Multiples ermöglicht haben. Speziellen Dank an Pia Gisler für die Gastfreundschaft.


Das Niemandsland ist seiner Definition zufolge ein Land, das niemandem gehört, keinem Staat, keiner Macht.

Es evoziert Assoziationen wie Leerheit, Offenheit, Unwirtlichkeit, Wildheit, Einsamkeit, ein Land ohne menschliche Spur und Zivilisation.

Dieser Ort inspiriert durch seine offene und undefinierte Form immer wieder die Vorstellungskraft – als eine Art „tabula rasa“ ist er Generator für Neuschöpfungen.

Als Bild und Metapher bleibt das Niemandsland nicht zuletzt deshalb lebendig und hat in unterschiedlichen Formen KünstlerInnen angeregt. 

Im frühen 20. Jahrhundert haben sich die Avantgardisten neue, unbekannte Terrains erschlossen. Die Dadaisten haben auf ihrem Ausflug 1912 einen verwilderten Garten bei der Pariser Kirche Saint-Julien-le-Pauvre aufgesucht - jenseits der gängigen, bekannten und gepflegten Orte der Stadt. Damit haben sie die Bewegung, Aktion aus dem Bild in den Raum verlagert und als ästhetische Operation begriffen. 

Die Surrealisten haben durch ihre „Deambulation“ die unbewussten Zonen der Stadt Paris erschlossen und die Situationisten in den 1960er Jahren in ihren „derives“ eine Psychogeographie entwickelt, die die psychischen Einwirkungen der Orte auf den Menschen untersucht. Ihre Situationen haben schliesslich zum Ziel gehabt, innerhalb des geschäftigen, auf Funktion hin angelegten Alltagstreibens Freiräume zu erschliessen.

In den 1960er Jahren haben sich Künstler der Land Art wie Richard Long und Hamish Fulton in die leeren, unwirtlichen Gegenden jenseits der Zivilisation aufgemacht. Ihr bestreben war es, die archaische Einfachheit, die Ursprünge der menschlichen Existenz aufzusuchen. Dies gerade auch vor dem Hintergrund einer Konsumgesellschaft, die sich immer mehr von den natürlichen Ressourcen entfernt. In diesem Sinne vermerkt etwa Hamish Fulton: "Meine Kunst ist ein passiver Protest gegen urbane Gesellschaften, die Menschen der Natur entfernen."

Der Begriff des Niemandslands hat im Kunstprojekt Terra Nullius - Niemandsland - Tierra de Nadie in der #32, kuratiert von Patrick Germanier für Al-Harafish, 25 verschiedene Künstlerinnen und Künstler angeregt, eigene Territorien zu benennen, beschreiben, entwerfen, skizzieren, fotografisch festzuhalten, poetisch zu umreissen oder als Anleitung dem Betrachter in die Hand zu geben. 


Monika Kästli in ihrer Einführung 






Ausschnitt aus dem Begleitheft, mit Interview von M. Nieves Caceres